Wie gut ist
Öko wirklich?
Bio - ein Konzept mit Hand und Fuß
Die Sonntagabend-Talkrunde im Ersten mit Günther Jauch diskutierte
am 16. September unter dem Titel "Der große Bioschwindel
- Wie gut ist Öko wirklich?". Einmal mehr durfte der
Lebensmittelchemiker Udo Pollmer seine These vom unbegründeten
Ökowahn ausbreiten und sich zu der Aussage versteigen,
dass Biobauern Pestizide wie im konventionellen Landbau einsetzen
würden, die nur anders heißen. Dagegen
erinnerte die Köchin Sarah Wiener daran, dass in der konventionellen
Landwirtschaft oft auf Kosten von Böden, Wasser, Klima und
künftiger Generationen gearbeitet wird.
Auch Heinrich Graf von Bassewitz, Biolandwirt und Bundesbeauftragter
für ökologischen Landbau des Bauernverbands, wies darauf
hin, dass Bio in erster Linie angetreten sei, um einen nachhaltigen
Gegenentwurf zum konventionellen Landbau zu verwirklichen.
Udo Pollmer
stellte den Vorwurf in den Raum, dass Menschen mit Bio nur
ein gutes Gefühl kaufen, und Heiner Kamps, ehemaliger
Großbäcker und heute Chef des umstrittenen Müller-Milchkonzerns,
behauptete, dass Bio grundsätzlich nicht besser sei als konventionell.
Dabei unterschlugen die beiden Talkgäste mindestens sieben
Fakten:
1. Im Biolandbau
werden keine synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt, und
Bio-Lebensmittel enthalten unbestritten und amtlich bestätigt
nur in Ausnahmefällen Spuren von Rückständen.
2. Auch wenn
Udo Pollmer in der Talkshow einmal mehr das Gegenteil behauptete:
Im Biolandbau gibt es keine Gentechnik.
3. Im Biolandbau
werden keine mineralischen Düngemittel eingesetzt. Das schont
Boden und Wasser und erspart der Gesellschaft hohe Kosten bei
der Sanierung von Gewässern, Grundwasser und Böden.
Höchster Wert wird darauf gelegt, die Fruchtbarkeit der Böden
zu erhalten oder zu steigern. Das ist nachhaltig im besten Sinne.
4. Die Sendung
machte deutlich, dass in der konventionellen Haltung noch immer
Tonnen an Antibiotika verabreicht werden. Biobauern dagegen stärken
das Immunsystem ihrer Tiere durch gute Hygiene und artgerechte
Haltung. Ist eine Behandlung notwendig, kommen vorrangig homöopathische
Mittel und naturheilkundliche Methoden zum Einsatz.
BNN-Information vom 17.09.2012
5. Weil die
industrialisierte Landwirtschaft zugunsten von Tieren und Pflanzen
mit Höchstleistung viele robuste und an bestimmte Standorte
angepasste Rassen und Sorten verdrängt hat, engagieren sich
heute zahlreiche Biohöfe in der langwierigen Züchtungsarbeit,
angepasst an die Bedingungen des Ökolandbaus.
6. Die Tierhaltung
im Biolandbau orientiert sich an den Bedürfnissen der Tiere.
Die Bio-Anbauverbände haben für jede Art besonders strenge
Richtlinien formuliert. Kunden im Bio-Fachhandel haben viele Möglichkeiten,
sich davon persönlich zu überzeugen, zum Beispiel bei
Hoffesten oder Führungen. Viele Höfe bieten auch Programme
für Schulklassen oder Gruppen an.
7. Die EG-Öko-Verordnung
erlaubt nur 47 der über 350 für die konventionelle Lebensmittelverarbeitung
zugelassenen Hilfs- und Zusatzstoffen, die Anbauverbände
sind noch strenger.
Bio, auch
in Günther Jauchs Talkrunde wieder einmal verächtlich
als Weltanschauung tituliert, ist in Wahrheit ein
Konzept mit Hand und Fuß, das Ressourcen wie Wasser, Boden,
Luft und das Klima schont, ausgerichtet auf eine über Jahrhunderte
nachhaltige Bewirtschaftung unseres Planeten und die Ernährung
aller Menschen.
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